Berufliche Neuorientierung à la Carte – Teil 4: Essen und das Neue feiern
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem beruflichen Neuentwurf!
(Umsetzungsphase, Online-Kurs Modul 9 und 10)
Nach einem langen Vorbereitungstag in der Küche und dem immer wieder anstrengenden Kochen geht es jetzt endlich ans Essen. Vielleicht werden Sie Ihr Menü erst einmal in kleinem Kreis verkosten wollen, um mit Hilfe Ihrer Testesser alles noch ein wenig zu optimieren. Manchmal müssen Sie es vielleicht auch ganz verwerfen, weil sie sich schlichtweg verschätzt haben. Die Kombination der Zutaten schmeckt doch nicht so gut, wie Sie sich das vorgestellt haben. Oder außer Ihnen schmeckt es niemandem? (Fisch an Orangenmarmelade oder Schokolade mit Kapern war vielleicht doch zu ausgefallen?) Lassen Sie sich nicht ermutigen. Die Kombination Ihrer Zutaten bietet wirklich so viele Möglichkeiten, dass Sie sicher eine neue Lieblingsidee finden können.
Wenn Sie sich dann auf ein Menü festgelegt haben und es an den Mann oder an die Frau, sprich an Kunden oder an Arbeitgeber bringen möchten, kommen weitere Schritte dazu, die ich Ihnen hier kurz vorstellen will. Restaurants sind auch nicht fertig mit der Arbeit, wenn sie die Speisekarte optimal vorbereitet haben, da wären dann noch Fragen der Bekanntmachung (Corporate Design, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing) zu klären, sowie Fragen des Vertriebs und des optimalen Services, bis sie den gewünschten Draht zu ihren Wunschkunden haben und sich vor Reservierungen nicht mehr retten können.
Wie kann ich vor dem großen Essen Probekochen?
Angenommen Sie haben da ein oder zwei großartige Ideen, trauen Sie sich aber noch nicht so recht zu oder möchten erst einmal abschätzen, ob diese Ihnen in der konkreten Umsetzung immer noch schmecken werden. Dann fangen Sie es klein an. Veranstalten Sie im kleinen Rahmen eine Verkostung und verfeinern Sie durch erste Kundenrückmeldungen Ihr Produkt.
Anna könnte (bevor sie ihre jetzige Anstellung kündigt und auf Arbeitsreise geht) ein oder zwei Testkunden gewinnen, denen sie ihre zukünftige Dienstleistung kostenlos anbietet. Und sie könnte auch eine Webinar-Happy-Hour mit kleinen Leckerbissen aus ihrer Schreibküche anbieten und sich dadurch bekannt machen.
Lorenz könnte eine tolle Präsentation erstellen, diese in Wohnanlagen für Senioren oder an Akademien für Ältere in Vorträgen vorstellen und ins Gespräch mit seiner zukünftigen Zielgruppe kommen, damit er mitbekommt, was diese wirklich interessiert und wo ihr echter Bedarf beim Thema Computeranwendungen ist. Oder er bietet einen Schnupper-Erlebniskurs mit dem Tablet an, das im Kurspreis inbegriffen ist und zeigt Anwendungen, die süchtig machen…
Beide haben sich dadurch bereits selbst einen kleinen Job in ihrem zukünftigen Arbeitsumfeld geschaffen. Sie merken beim Ausführen dieser Jobidee nun selbst, ob Ihnen die Küche, in die sie hineinschnuppern, gefällt, welche Köche da noch so unterwegs sind, was die Spielregeln der jeweiligen Chefkochs sind. Es geht also um Erfahrungen, die sehr leicht gemacht werden können, aber unbezahlbar sind, wenn Sie darauf eine ernsthafte Berufstätigkeit aufbauen möchten.
- Welches kleine Probeprojekt könnten Sie entwickeln, um Ihre Idee zu verkosten?
- Wer könnte Sie bei der Umsetzung unterstützen?
- Wo könnten Sie Ihre Dienstleistung, Ihr Produkt oder Ihre neugierige Arbeitskraft anbieten?
Mit wem will ich essen?
Nach den ersten Erfahrungen mit Ihrem individuellen Menü und ersten Rückmeldungen der „Testverkoster“, hat sich Ihre Idee vielleicht nochmal geändert oder zugespitzt. Oder Sie haben sie verworfen und eine andere Idee getestet, die Ihnen nun mehr zusagt (manche benötigen hier auch Zeit, um mehrere Ideen auszuprobieren, bis sie lustvoll zubeißen).
Nun ist es an der Zeit aus der Idee ein echtes Vorhaben mit klarem Ziel zu machen.
- Wie heißt Ihr smartes Ziel? (Sie alle können sicher Ziele nach der SMART-Formel formulieren.)
- Aber noch wichtiger: Wie fühlt es sich an? Fühlen Sie eine Art Erwartungsspannung, so wie als Kind vor einem Geburtstag? (Und es geht ja auch um eine Geburtsstunde.)
- Mit wem wollen Sie essen? Blättern Sie nochmal in Ihren Antworten der letzten „Häppchen“. Wer ist Ihre Zielgruppe? Wem möchten Sie Ihr Menü zum gemeinsamen Essen anbieten?
Lucys Ziel heißt: „Ich finde bis Ende 2016 eine Stelle als gut bezahlte Assistentin einer freundlichen Führungskraft in einem Umfeld, das mir gefällt.“
Sie kann sich schon gut am Schreibtisch stehen sehen und wüsste sofort, sagt sie, ob sie mit ihrem Chef klar kommen würde oder nicht (es muss für sie übrigens ein männlicher Chef sein). Sie hat ein bisschen Angst, weil sie als Industriekauffrau keine klassische Sekretärin ist, dafür hat sie aber vielseitige Erfahrungen in der Bürokommunikation und gute Zeugnisse aufzuweisen.
Am liebsten wäre es ihr, eine Stelle in einem „grünen Unternehmen“ oder in einem Architekturbüro zu finden, da sie sich schon immer sehr für Architektur interessiert. Branchenerfahrung hat sie auch in der Lebensmittelindustrie. Vielleicht bewirbt sie sich auch bei einem Biokonzern.
Die Zeitplanung und Plan B für Notfälle in der Küche?
Nachdem das Ziel klar ist, können Sie die Umsetzung Ihres Menüs wie jedes andere Projekt planen, mit einem Zeitplan und natürlich mit Meilensteinen: Wenn beispielsweise das Dessert fertig ist, gibt es erst einmal eine Kostprobe und auch der Wein sollte schon mal probiert werden. Verschieben Sie die große Feier nicht auf Danach, sondern gestalten Sie auch den Weg schon als Fest!
Und der gute Koch sorgt vor: Falls die Mousse au Chocolat gerinnt oder die Fleischklöpschen anbrennen, zaubert er immer eine Lösung aus dem Hut. Nehmen Sie Hindernisse vorweg und legen Sie mit Wenn-dann-Plänen alternative Wege oder andere Zubereitungsarten fest.
Anna überlegt: Wenn ich keinen Testkunden finde, dann erfinde ich einfach eine fiktive Firma und werbe mit diesen Mailings. Wenn ich mit meinen Webinaren nicht an klassische Redakteure herankomme (weil sie meine Fachkompetenz nicht anerkennen), dann gehe ich an Online-Redakteure, die sind da vielleicht offener. Wenn mir unterwegs das Geld ausgeht, weil nicht genug Aufträge reinkommen, werde ich eben (wie als Studentin) zwischendrin Work & Travel machen, das schreckt mich auch nicht ab. Etc.
- Wie sieht Ihr Projektplan für die Umsetzung Ihres neuen Jobprojekts konkret aus?
- Welche Hindernisse könnte es auf dem Weg geben und wie können sie ihnen begegnen?
Wie überzeuge ich beim gemeinsamen Essen?
Tatsächlich, Sie sind zu einem Vorbereitungsgespräch eingeladen oder Sie haben Ihren ersten bezahlten Auftrag. Jetzt werden Sie schon nervös, gell? Aber stellen Sie sich vor, Sie sind besten aufgestellt. Sie sind nun im besten Sinne des Wortes selbst-bewusst.
Wenige haben Ihre individuelle Leistung so systematisch und durchdacht aufgebaut wie Sie. Wenige wissen so genau, was Sie können und wollen – und was Sie nicht können und wollen. Damit haben Sie die beste Vorarbeit geleistet, um im Bewerbungsgespräch oder im Kundenkontakt zu glänzen.
Und das Beste ist: Wenn Sie Ihr Ding machen, strahlen Sie ganz von alleine und nichts überzeugt mehr als Präsenz und Authentizität. Wenn Sie von Ihrer Sache überzeugt sind, dann können Sie andere anstecken mit Ihrer Begeisterung. Ich habe es schon erlebt, dass extra eine Stelle für eine Person geschaffen wurde, weil die ausgeschriebene Stelle doch nicht zu 100 Prozent gepasst hatte. Aber das, was die Klientin anzubieten hatte, war so überzeugend, dass der Arbeitgeber lieber doch zugegriffen hat, bevor das Sahnestückchen an einen anderen Arbeitgeber geht…
- Formulieren Sie zu jeder Ihrer Fähigkeiten und zu Ihrer Spezialität einen Satz
- Bereiten Sie sich auch nochmal schriftlich auf die Frage vor: Was erwarten Sie von uns als Ihrem zukünftigen Arbeitgeber? Die Bestandteile der Antwort haben Sie bereits gesammelt.
Guten Appetit!
Lassen Sie es sich schmecken, ich freue mich, wenn Sie am Ziel Ihrer Träume angekommen sind. Und ich freue mich darüber hinaus für uns alle, dass jetzt auch andere etwas davon haben, wenn Sie lecker arbeiten: nämlich einen motivierten Mitarbeiter, eine glückliche Kollegin oder eine fähige Geschäftspartnerin!
Ich lade Sie herzlich ein, Ihre individuelle Jobmenü-Idee hier in die Kommentare zu schreiben. Erstens committen Sie sich dadurch, zweitens weiß ich dann, wofür ich Ihnen die Daumen drücken darf.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Ihre Martina Nohl